Teilhabe

Teilhabe

Partizipativ: DigiTeilhabe

Mit dem Modellprojekt zu inklusivem Engagement und digitaler Nachbarschaft bot die AWO 2022 wirksame Hilfe zur Selbsthilfe auf dem Weg in die digitale Welt.

Innovation wirkt! – das Projekt „DigiTeilhabe“

Soziale Teilhabe funktioniert heute nicht mehr ohne digitale Teilhabe. Ob bei der Vereinbarung eines Behördentermins, dem Kauf einer Konzertkarte oder einem Fahrschein - die Digitalisierung ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Etwa neun Prozent der Bevölkerung in Deutschland hat keinen Zugang zur digitalen Welt (vgl. D21-Digital-Index 2021/2022, eine Studie der Initiative D21 e.V., S. 15). Oft fehlt das Geld für Geräte oder Datenvolumen, häufiger scheitert es an der Kompetenz zur Nutzung digitaler Technologien. Vulnerable Zielgruppen, Menschen mit Behinderung oder Armutserfahrung sowie Senior*innen, sind besonders häufig davon betroffen.

DigiTeilhabe made by AWO

Daher führt der AWO Bundesverband e.V. das Projekt „DigiTeilhabe –Inklusives Engagement und digitale Nachbarschaft“ durch. Das Projekt erprobt Wege, den Zugang und souveränen Umgang mit digitalen Technologien zu vereinfachen. Wir wollen einen Beitrag leisten, dass alle Menschen die digitale Welt mitgestalten können: vielfältig, sozial und barrierearm. Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt (2021-2026) und wird durch die Aktion Mensch Stiftung gefördert.

Regionale Angebote für solidarische Nachbarschaften

Die Arbeit der sechs Projekt-Standorte ist das Herz von „DigiTeilhabe“. Jedes dieser Projekte arbeitet mit einem eigenen Ansatz oder für eine ausgewählte Zielgruppe. Dabei handelt es sich um eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung, drei Quartierszentren, eine inklusive Freizeiteinrichtung und eine Begegnungsstätte. Hier wird es konkret: Es werden ehrenamtliche Sprechstunden, offene DigiTeilhabe-Cafés, Kurse & Workshops oder individuelle Begleitung angeboten. Durch diese regionalen Angebote wird die digitale Welt erlebbar. Menschen werden zusammengebracht, die Mitmachkultur und solidarische Nachbarschaften werden gefördert.

DigiTeilhabe ist Handarbeit

Es gibt keine Patentlösung für digitale Teilhabe. Menschen, die das digitale Abseits verlassen wollen, kommen mit ganz individuellen Herausforderungen in unsere Angebote. Sie brauchen daher eine individuelle Beratung. Hilfreich ist auch der Austausch mit anderen Betroffenen, denn gemeinsam lernt es sich leichter. Daher bieten die DigiTeilhabe-Standorte der AWO vor allem offene Cafés und niederschwellige Lernangebote an. Entscheidend dabei ist, dass sich Ehren- und Hauptamtliche Zeit für die Bedürfnisse Einzelner nehmen und die Angebote auf verschiedene Zielgruppen anpassen.

Innovation durch Partizipation

Als inklusives Projekt möchten wir Menschen mit Behinderung und Menschen mit Armutserfahrung in alle Projektschritte miteinbeziehen. Daher sind unsere Angebote nicht am Reißbrett entstanden. In allen Standorten führten wir 2021 und 2022 „Design Thinking“-Workshops durch, bei denen Ideen unter Einbindung von Menschen aus der Zielgruppe entstanden und weitergedacht wurden. Bei „Design Thinking“ handelt es sich um eine Methode zur zielgruppenfokussierten Ideenfindung mit Wurzeln in der Softwareentwicklung. Gestaltet wurden die Workshops von den Trainerinnen des Innovationslabors des AWO Bezirksverband Braunschweig e.V. Es entstanden Konzepte für ehrenamtliche Beratungen in Rostock, eine Stadteil-App in Münster, ein DigiTeilhabe-Café in Heilbronn oder ein Werkzeugkoffer für Fachkräfte in Berlin. Dank der Befragungen und Beteiligung unserer Zielgruppen konnten wir diese Angebote entwickeln, entscheidend verbessern und an Herausforderungen wachsen. Inzwischen sind die meisten Ideen umgesetzt und unterstützen Menschen auf dem Weg in die digitale Welt. Aktive Projektteams aus Betroffenen, ausführliche Befragungen, offene Veranstaltungen sowie ein divers zusammengesetzter Fachbeirat öffnen auch im weiteren Verlauf verschiedene Möglichkeiten der Beteiligung.

DigiTeilhabe wirkt

DigiTeilhabe ist ein Modellprojekt, da wir neue Wege ausprobieren und Erfolge weiterverbreiten wollen. Auf dem Weg Fehler zu machen oder mit einem Ansatz zu scheitern gehört dazu. Daher wollen wir genau wissen, welche Wirkung die Maßnahmen im Projekt entfalten. Eine Wirkungsbasierte Evaluation schaut dabei nicht nur auf kurzfristige Erfolge, sondern auch auf langfristige Veränderungen bei unseren Zielgruppen. Eine solche Evaluation umzusetzen ist keine leichte Aufgabe, die wir dank Unterstützung durch unsere Partner*innen von Wider Sense meistern. Erste Ergebnisse zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Bei den Fachkräften im Projekt hat in den letzten Jahren ein erheblicher Wissensgewinn stattgefunden, welchen sie an ihre Klient*innen weitergeben. Begleitet das Projekt Menschen längerfristig, wie zum Beispiel an unserem Standort in Dillingen, sehen wir nicht nur einen merklichen Kompetenzaufbau der Teilnehmenden. Partizipation an der Projektentwicklung bringt Selbstwirksamkeitserfahrungen, die sich in gesteigertem Selbstwertgefühl und verbesserten Soft Skills widerspiegeln. Der Grundsatz der AWO, Hilfe zur Selbsthilfe, wird also auch in unserem Projekt gelebt.

Klare Kante zeigen für digitale Teilhabe

Ein weiterer Grundsatz der AWO ist es, die Stimme derjenigen zu sein, die keine laute Stimme haben. Daher gilt es unsere Erfahrungen zu digitalen Teilhabe nicht nur in Maßnahmen zu übersetzen. Wenn wir bei der Digitalisierung niemand zurücklassen wollen, müssen die Rahmenbedingungen für Menschen mit Behinderung und Menschen mit Armutserfahrung deutlich verbessert werden. Daher sollten wir als Arbeiterwohlfahrt unsere Positionen Richtung Politik und Verwaltung schärfen.

  • Digitale Teilhabe ist ein Grundbedürfnis. Wir brauchen ein digitales Existenzminimum für Menschen im Leistungsbezug. Dies betrifft sowohl die Erstausstattung als auch die Anhebung der Regelsätze für Netzzugang.
  • Menschen mit Behinderung haben das Recht auf Barrierefreiheit – auch im Netz. Die gesetzlichen Regeln für digitale Barrierefreiheit müssen verschärft werden. Ferner sollte Digitale Teilhabe durch Assistenzleistungen gedeckt sein.
  • Um niemanden zurückzulassen, braucht es flächendeckende Qualifizierungs- und Beratungsangebote.

Diese und weitere Forderungen wollen wir mit Betroffenen und Expert*innen diskutieren und im weiteren Projektverlauf konkretisieren.

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