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29.04.2024 | Pressemitteilung

Ein Jahr Deutschlandticket – Neue Studie zeigt: Schon mit 10 Prozent mehr ÖPNV 19 Milliarden Euro sparen

Wenn zehn Prozent des Verkehrs in Deutschland vom Auto auf den ÖPNV verlagert werden, können 19 Milliarden Euro und 5,8 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die ein Verbändebündnis zum 1. Jahrestag des Deutschlandtickets am 1. Mai veröffentlicht. Die Studie des Forums für Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft zeigt, dass sich bereits mit relativ geringen Investitionen in den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) hohe gesellschaftliche Kosten einsparen lassen. 

Das Bündnis aus Klima-Allianz Deutschland, AWO Bundesverband und dem ökologischen Verkehrsclub VCD fordert, dass die Bundesregierung ihre Versprechen einhält: Die Fahrgastzahlen zu verdoppeln, einen Ausbau- und Modernisierungspakt für den ÖPNV auf den Weg zu bringen und das 49-Euro-Ticket langfristig zu sichern.

Der motorisierte Individualverkehr ist für rund 96 Prozent der externen Kosten des Verkehrs verantwortlich, während der öffentliche Verkehr nur vier Prozent der Kosten verursacht. Das ist das 21-fache und machte im Jahr 2019 rund 104 Milliarden Euro aus. Diese ungleiche Verteilung der Kosten belastet die Allgemeinheit enorm und steht im Widerspruch zum Verursacherprinzip. Für die externen Schäden, die der Autoverkehr verursacht, haftet die Gesellschaft als Ganzes. Besonders besorgniserregend ist nach Ansicht der Verbände, dass ärmere Haushalte und ungeschützte Verkehrsteilnehmende einen unverhältnismäßig hohen Anteil dieser Kosten tragen.

Hohe gesellschaftliche Kosten entstehen insbesondere durch Autounfälle, Abgase und Lärm sowie durch Natur- und Klimaschäden. Diese Kosten fallen bei den direkt Betroffenen an oder werden von der Allgemeinheit bezahlt – z.B. durch Versicherungsbeiträge oder steuerfinanzierte Ausgleichsmaßnahmen. Die Studie bezieht sich auf die neuesten verfügbaren Daten der EU-Kommission aus dem Jahr 2020 und berechnet auf deren Basis, was passieren würde, wenn zehn Prozent des Verkehrs auf den öffentlichen Verkehr verlagert werden: 19 Milliarden Euro und 5,8 Millionen Tonnen CO2 könnten so eingespart werden. 

Das Bündnis fordert deshalb eine langfristige Finanzierung des öffentlichen Verkehrs mit Unterstützung der Bundesregierung, die die nötigen Investitionen und bezahlbare Ticketpreise sicherstellt. Ziel müsse sein, die zur Einhaltung der Klimaziele erforderliche Verkehrsverlagerung vom Auto auf Bus und Bahn zu ermöglichen. Der Ausbau der ÖV-Infrastruktur ist eine grundlegende Voraussetzung für die Verkehrswende und erfordert umfangreiche Investitionen.

Alexander Kaas Elias, Sprecher für Bahn und ÖPNV des ökologischen Verkehrsclubs VCD, kommentiert:
„Mit der Verlagerung vom Auto auf die Öffentlichen entlasten wir die Umwelt, das Klima und die Gesellschaft von hohen Folgekosten – besonders profitieren diejenigen, die am meisten vom Verkehr belastet sind, ein geringes Einkommen haben, am wenigsten Schäden verursachen und dennoch die Kosten mittragen müssen. Durch eine Mobilitätsgarantie in der Stadt und auf dem Land wird es möglich, das eigene Auto öfter stehen zu lassen oder ganz darauf zu verzichten. Deswegen starten VCD und AWO zum 1. Mai 2024 eine gemeinsame Kampagne, um das 49-Euro-Ticket dauerhaft zu sichern und zu verbessern.”

Stefanie Langkamp, politische Geschäftsleitung der Klima-Allianz Deutschland, erklärt: „Auch wenn die Bundesregierung das Klimaschutzgesetz jetzt abgeschwächt hat, bleibt der Handlungsdruck hoch: Die Studie zeigt, wie sehr wir alle unter den Folgen des Autoverkehrs leiden. Der motorisierte Individualverkehr verursacht jährlich Kosten in Milliardenhöhe und schadet massiv der Gesundheit. Jeder mit den Öffentlichen zurückgelegte Kilometer nützt der gesamten Gesellschaft und spart bares Geld. Schiene ausbauen, Straße reparieren, muss jetzt die Devise sein. Ohne eine gesicherte und zusätzliche Finanzierung des ÖPNV und bessere Arbeitsbedingungen droht zudem bis 2030 ein dramatischer Personalmangel.”

Michael Groß, Präsident der AWO, sagt: „Wir brauchen eine Mobilitätsgarantie für alle Menschen und dies auch bezahlbar. Die Studie verdeutlicht, dass Autos sowohl für die Nutzenden als auch für die Gesellschaft die teuerste Mobilitätsform im Alltag darstellen. Autos werden immer schneller und größer – und beanspruchen damit immer mehr Ressourcen. Das ist nicht sozial. Der öffentliche Verkehr darf nicht länger als teure Belastung für Haushalte und die Allgemeinheit dargestellt werden. Der Verbund aus öffentlichen Verkehrsmitteln, Rad- und Fußverkehr ist insgesamt deutlich günstiger, gesünder und nachhaltiger für alle. Auch Güter müssen endlich auf die Schiene, um das Leben an befahrenen Straßen besser zu machen. Bund, Länder und Kommunen sind gefragt, Menschen in Städten und auf dem Land echte Alternativen zum Auto und zur Straße anzubieten.“

Download:

Die Studie „MIV und ÖPNV im Kostenvergleich. Einsparung gesellschaftlicher Kosten durch den öffentlichen Personennahverkehr” des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft im Auftrag der Klima-Allianz Deutschland, des AWO Bundesverbands und des ökologischen Verkehrsclubs VCD können Sie hier lesen und herunterladen.

Infografik

Die folgende Infografik zeigt die durch verschiedene Verkehrsmittel verursachten Schäden und gesellschaftlichen Kosten sowie einen Vergleich der gestiegenen Gesamtkosten zwischen den Jahren 2005 und 2017. Zwei weitere Grafiken zeigen die Vorteile einer Verlagerung von 10 Prozent des Verkehrs vom motorisierten Individualverkehr (MIV) auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Alle drei Infografiken können Sie hier sehen und herunterladen.

 

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