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24.11.2016 | Stellungnahmen

Herausforderungen der europäischen Gesundheitssysteme

Von: Juliane Zinke

 

Bessere Politiken zur Gesundheitsvorsorge und eine effektivere Gesundheitsversorgung könnte hunderttausenden Menschen in Europa das Leben retten und gleichzeitig erhebliche Wohlstandsverluste vermeiden, so der Bericht „Gesundheit auf einen Blick: Europa 2016“ der EU-Kommission und OECD, der am 23.11.2016 in Brüssel vorgestellt wurde. EU-Gesundheitskommissar Andriukaitis und OECD-Generalsekretär Gurría plädierten bei ihrer Pressekonferenz für mehr Investitionen insbesondere in die Vorbeugung von Krankheiten. Diese belaufen sich derzeit auf nur drei Prozent der Gesundheitsausgaben. Im Jahr 2013 starben in den EU-Ländern mehr als 1,2 Millionen Menschen an Krankheiten und Verletzungen, die sich durch wirksamere Strategien im Bereich der öffentlichen Gesundheit und der Prävention oder durch eine schnellere und wirksamere Gesundheitsversorgung möglicherweise hätten verhindern lassen. Laut Bericht liegt die Lebenserwartung in den meisten EU-Ländern inzwischen bei über 80 Jahren und ist damit seit 1990 um mehr als sechs Jahre gestiegen. Jedoch gibt es immer noch große Ungleichheit sowohl zwischen den Staaten als auch innerhalb der einzelnen Länder. Menschen in Mittel- und Osteuropa leben im Durchschnitt acht Jahre weniger als Menschen in Westeuropa. Deutschland liegt im EU-Vergleich nur im Mittelfeld. Ein teures Gesundheitssystem bedeutet nicht zwingend, dass die Menschen auch länger leben. Dass die Menschen auch innerhalb der Länder unterschiedlich gesund sind und eine teilweise deutlich abweichende Lebenserwartung haben, ist vor allem auf soziale Ungleichheit zurückzuführen. Wer einen höheren Bildungsgrad und ein überdurchschnittliches Einkommen aufweist, lebt länger und gesünder.   In vielen Ländern stellt die ungleichmäßige geografische Verteilung der Ärzte nach wie vor ein (wachsendes) Problem dar - Menschen in ländlichen und abgelegenen Gebieten werden häufig nicht ausreichend medizinisch versorgt. Weiterhin erfordern die Bevölkerungsalterung sowie die Knappheit der Haushaltsmittel tiefgreifende Anpassungen in den Gesundheitssystemen: In allen EU-Ländern ist der Anteil der über 65-Jährigen im Durchschnitt von weniger als 10 % im Jahr 1960 auf fast 20 % im Jahr 2015 gestiegen; bis zum Jahr 2060 wird dieser Anteil weiter auf 30 % anwachsen. Der Anteil der Ausgaben im Gesundheitswesen am BIP wird in allen EU-Ländern in den nächsten Jahren zunehmen - hauptsächlich aufgrund der Bevölkerungsalterung und der Verbreitung neuer Diagnose- und Therapiemethoden. Die zusammenfassenden Kernbotschaften des Berichts: •          Die Gesundheitssysteme müssen effektiver werden •          Die Gesundheitssysteme müssen einfacher zugänglich werden •          Die Gesundheitssysteme müssen belastbarer werden Auf viele der im Bericht beschriebenen Zusammenhänge weist die AWO kontinuierlich hin. Ein Überblick über unsere zentralen gesundheitspolitischen Forderungen bietet das aktuell erscheinende AWO Eckpunktepapier "Soziale und gerechte Gesundheitsversorgung".   Hintergrund: Der Bericht „Gesundheitszustand in der EU“ ist Teil einer Reihe von Analyseberichten, die die Europäische Kommission zusammen mit der OECD und dem Europäischen Observatorium für Gesundheitssysteme und Gesundheitspolitik entwickelt hat, um die EU-Staaten dabei zu unterstützen, auf die bestehenden Herausforderungen zu reagieren. Bis November 2017 sollen länderspezifische Gesundheitsprofile für alle 28 EU-Mitgliedstaaten erstellt werden, die die jeweiligen besonderen Merkmale und Herausforderungen aufzeigen werden.

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