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Gleichstellung muss zu einer zentralen Aufgabe von Politik werden

Ihre Forderungen für eine inklusive geschlechtergerechte Politik richtet die AWO nicht nur an eine zukünftige Bundesregierung, sondern auch an sich selbst.

Die Gleichstellung aller Geschlechter gehört zum grundlegenden Selbstverständnis der Arbeiterwohlfahrt. Sie verfolgt die Vision einer geschlechtergerechten Gesellschaft, in der „alle Menschen frei sind, ihre Lebensentwürfe unabhängig von Geschlecht und sexueller Identität zu verwirklichen. Diese Freiheit beruht auf der gleichen Verteilung von Ressourcen, Einfluss und Wertschätzung“ (Positionspapier Geschlechtergerechtigkeit als AWO-Grundwert).

Demgegenüber tritt die gleichstellungspolitische Schieflage in unserer Gesellschaft überdeutlich und verschärft zutage. Das zeigt sich in der Breite der gleichstellungspolitischen Arbeitsfelder und Themen: etwa der Lücke in Einkommen und Rente, der fehlenden Anerkennung für berufliche und private Fürsorgearbeit, der hohen Gewaltbetroffenheit von Frauen im sozialen Nahraum, der fehlenden sexuellen und reproduktiven Rechte und mangelnden Repräsentanz von Frauen in Führungspositionen (siehe auch Dokumentation 10. Sozialkonferenz). Vor diesem Hintergrund fordert die AWO eine zukünftige Bundesregierung umso dringlicher auf, ein Maßnahmenpaket für eine inklusive geschlechtergerechte Politik in der nächsten Legislaturperiode vorzulegen. Gefordert wird eine ressortübergreifende Gleichstellungsstrategie, bei der ein besonderes Augenmerk darauf liegen muss:

  • soziale Berufe aufzuwerten, die mehrheitlich von Frauen ausgeübt werden und unverzichtbar für unsere Gesell­schaft sind und
  • Frauen verstärkt in politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen zu beteiligen.

Dass die AWO sich in der Umsetzung einer inklusiven geschlechtergerechten Politik auch selbst in der Verantwortung sieht, zeigt neben ihrer fachlichen und sozialen Arbeit in ihren vielfältigen Einrichtungen und Diensten gerade auch ihr Einsatz für die Verwirklichung von Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt in den eigenen Strukturen. In den vergangenen Jahren hat der Verband nicht nur zwei Sozialkonferenzen mit frauen- und gleichstellungspolitischen Schwerpunkten durchgeführt (2015 und 2020), sondern mit dem Einsatz der „Kommission Geschlechtergerechtigkeit in der AWO“ (2017) und der Berufung von Helga Kühn-Mengel zur ersten Gleichstellungsbeauftragten des Präsidiums (2018) klare Verantwortlichkeitsstrukturen geschaffen. Ein Meilenstein für die innerverbandliche Gleichstellung war zudem die Einführung einer regelmäßigen Gleichstellungsberichtserstattung. Die Gleichstellungsberichte geben fundiert Auskunft über innerverbandliche Herausforderungen und Handlungsbedarfe ebenso wie Erfolge. Sie liefern die Grundlage für eine gemeinsame verbandliche Gleichstellungsstrategie und Ansatzpunkte für gezielte Maßnahmen zur geschlechtergerechten und vielfaltsbewussten Organisations- und Personalentwicklung. So war eines der zentralen und im Verband meistdiskutierten Ergebnisse des ersten Gleichstellungsberichts der AWO (2018), dass sich der hohe Anteil von Frauen unter den Beschäftigten und Mitgliedern prozentual nicht annähernd in den haupt- und ehrenamtlichen Führungspositionen wiederfindet.

Zur Erhöhung der Repräsentanz von Frauen in Führungspositionen und Stärkung von Vielfalt in der Belegschaft setzt die AWO seit Juli 2019 das Projekt „ „Vielfaltsbewusst in Führung. Mit Diversity Management Potentiale erkennen, Strukturen verändern, Personal gewinnen und binden“ um. Das Projekt ist beim AWO Bundesverband e.V. angesiedelt und wird durch den Europäischen Sozialfonds im Rahmen des Programms rückenwind+ gefördert. Die Umsetzung erfolgt maßgeblich  an den beiden Modellstandorten Bezirksverband Schwaben und Westliches Westfalen. Ziel ist die Entwicklung und Implementierung eines standortspezifischen Konzepts von Diversity Management. Dafür haben Fach- und Führungskräfte aus allen Arbeitsfeldern an den beiden Standorten gemeinsam mit dem dreiköpfigen Projekt-Team in einem partizipativen Prozess ein Leitbild vielfaltsbewusster Führung sowie Standards vielfaltsbewusster Personalauswahl  und –entwicklung erarbeitet. Diese werden im Herbst 2021 und Frühjahr 2022 in einer Reihe von Führungskräftetrainings an Führungskräfte wie Geschäftsführer*innen und hauptamtliche Vorständ*innen, Abteilungs-, Fachbereichs- und Einrichtungsleitungen, Pflegedienst- und Wohnbereichsleitungen vermittelt. Damit werden die Projektergebnisse in den beiden Bezirksverbänden verankert, die Vielfaltskompetenz von Führungskräften wird gestärkt und praktische Fähigkeiten für eine vielfaltsbewusste Personalauswahl und –entwicklung werden vermittelt. Flankiert werden diese Maßnahmen durch Multiplikator*innen- und Empowerment-Trainings u.a. für Frauen*, LGBTIQ* und Mitarbeiter*innen aus Einwandererfamilien und mit internationaler Geschichte.

Die Ergebnisse aus dem Projekt ebenso wie die Handlungsempfehlungen aus den Gleichstellungsberichten sind richtungsweisend für die Weiterentwicklung einer AWO-spezifischen geschlechtergerechten Organisationskultur. Die AWO will die Vielfalt der Gesellschaft im Haupt- und Ehrenamt entsprechend der Bevölkerung abbilden. Die Abbildung von Vielfalt erwartet sie auch in öffentlichen Ämtern und Positionen. Es müssen deutlich mehr Anstrengungen unternommen werden, um diese zu erreichen.

Weiteres zur Bundestagswahlkampagne

Die AWO begleitet die 12 Wochen bis zur Wahl unter dem Motto „Deutschland, Du kannst das!“ mit sozial- und gesellschaftspolitischen Forderungen an die kommende Bundesregierung. Dieser Artikel wurde im Rahmen der Themenwoche „Geschlechtergerechtigkeit“ veröffentlicht. Mehr dazu unter: https://awo.org/bundestagswahl-2021

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